NESTOR Europa - Quartalsbericht 2/2020

NESTOR Europa Fonds legt mit +25,84% kräftig zu.

Schwedischer Sonderweg bewährt sich
Mit einem Anstieg von +25,84% (V-Anteilsklasse) entwickelte sich der NESTOR Europa Fonds im 2. Quartal sehr gut (MSCI Europa +13,48%). Damit konnten große Teile der enttäuschenden Entwicklung in Q1 wieder ausgeglichen werden. Mit 20,89% nimmt Schweden in der Ländergewichtung derzeit den zweiten Rang ein, der schwedische Corona-Sonderweg hat sich entgegen zahlreicher anderslautender Pressemeldungen durchaus bewährt.

Abrupter Rückgang der schweren Atemwegserkrankungen (ARE) lässt Worst-case-Befürchtungen schwinden
Da eigentlich bereits recht früh zu beobachten war, dass die ARE-Raten seit der 10. KW (2.3. – 8.3.2020) stark sanken, hat uns der „Lockdown“ Ende März auf dem falschen Fuß erwischt. Insbesondere bei den Erwachsenen war ein so deutlicher Abfall der ARE-Raten über mehrere Wochen extrem ungewöhnlich und konnte in keiner der drei Vorsaisons verzeichnet werden (Quelle: Robert Koch Institut). Die vermeintliche Überlastung des deutschen Gesundheitssystems war somit bereits sehr früh äußerst unwahrscheinlich geworden. Zudem hatten wir uns sehr intensiv mit dem neuen Corona-Virus beschäftigt und waren zu der Einschätzung gelangt, dass Corona-Viren einen stark saisonalen Verlauf haben und eine deutliche Präferenz zwischen Dezember und April aufweisen. Auch gab es erste belastbare Studien, wonach die Mortalität dieses neuen Virus eher der einer mittleren bis schweren Grippe entsprechen würde und nicht der hohen Todesrate der „Geschwister“  MERS oder SARS. Insofern waren wir uns relativ sicher, dass die aus Vorsicht getroffenen Maßnahmen nach Ostern wieder vollständig beendet werden müssten, zumal die vergleichsweise geringen Todesfälle in Japan und Südkorea weiteren Anlass zur Zuversicht gaben.

Marktverwerfungen beherzt für Umschichtungen genutzt
Die apokalyptische Darstellung der Corona-Situation durch die Medien und das Verhalten der Politik, die nach den Gruselbildern aus Bergamo  überraschend Horror-Szenarien auch für Deutschland an die Wand warf, veranlasste uns aber letztendlich zu einer ungewöhnlich kurzfristigen Denk- und Vorgehensweise. So mussten die Auswirkungen auf das Konsum- und Investitionsverhalten unverzüglich der neuen Situation angepasst werden, während langfristige Megatrends in den Hintergrund traten. Positive Aussichten erkannten wir insbesondere bei Baumärkten (Hornbach Holding), Wohnmobilen (Kabe, Trigano) und im Freizeit- und Outdoorsegment (Thule, Fenix Outdoor). Den Bausektor schätzten wir vergleichsweise stabil ein, während wir zyklische Industriebereiche eher kritisch einstuften. Zudem sahen wir Chancen im Logistik- und Infrastrukturbereich (DFDS), da dieser unverhältnismäßig stark unter die Räder kam. Verkauft wurden dagegen auf hohem Niveau defensive Bereiche wie Glas (Vidrala, Vetropack) oder Getränke (Olvi) sowie Werte aus dem Luxussegment (Kering, Moncler).

Ökoworld AG mit Gewinnexplosion und Allzeithoch
Bereits im 4. Quartal hatten wir auf die Sonderstellung der Ökoworld AG hingewiesen, da wir aufgrund der konstant hohen Zuflüsse in den Fonds und hoher Performance-Gebühren eine erhebliche Ausweitung des Jahresüberschusses erwarteten. Und tatsächlich steigerte man den Nettogewinn um ca. 187%, so dass unsere Erwartungen sogar noch leicht übertroffen wurden. Bemerkenswert ist dieser Leistungsausweis, da im Frühjahr hohe Abfindungen aufgrund einer Umstrukturierung des Vertriebes anfielen. Da die Gesellschaft auf einige absatzstarke Sparkassen bauen kann, bleiben wir weiter zuversichtlich und erwarten weiterhin kräftigen, regulatorischen Rückenwind. Wenngleich auch dieser Titel zeitweise erheblich nachgab und bis auf unter 10 € fiel, wurde schon wenig später mit über 20 € ein neuer Höchststand erreicht.

Ausblick
Wenn in einem Papiergeldsystem einmal die Büchse der Pandora geöffnet wurde, kommt man aus dieser Nummer schwerlich wieder heraus. Vielleicht will „man“ es auch gar nicht. Insofern kommt die Etablierung japanischer Verhältnisse in Europa kaum überraschend, Corona hin oder her. Das bedeutet überdimensionierte Konjunkturprogramme, die weitestgehend unproduktiv versickern und natürlich auch weitere, enorme Geldmengenausweitungen. Insofern dürfte die hohe Liquidität weiterhin in die Märkte fließen. Wohlstand auf breiter Front wird in einer solchen Situation nicht geschaffen, sondern eher vernichtet. Trotz der großen konjunkturellen Unsicherheit haben wir aber durchaus auch attraktive Bereiche im Visier. Jede Situation bringt Gewinner und Verlierer hervor. Wir bleiben flexibel eingestellt um einen Mehrwert für die Anteilseigner zu erwirtschaften. Bei einem wohl dauerhaft niedrigen Kapitalmarktzins von ca. null ist die „Benchmark“ dabei äußerst niedrig.

Dirk Stöwer, Kontor Stöwer Asset Management GmbH