NESTOR Australien - Quartalsbericht 1/2020

Der Nestor Australien fiel im 1.Quartal 2020 um ca 38,5% und damit um etwa 5% stärker als der Index.

Der Nestor Australien fiel im 1.Quartel 2020 um ca 38,5% und damit um etwa 5% stärker als der Index. Dazu trug der fallende Austral-Dollar mit einem Fall von 11,5% seit Jahresbeginn wesentlich bei, aber natürlich auch das in diesem Umfeld schwierige Segment der Small- und Mid-caps.  Das 20-jährige Mittel des Austral-Dollars zum Euro liegt bei 1,57 (heute 1,79 A$/Eur). Wir halten mittelfristig eine Bewertung um 1,60-1.65 A$/Eur für angemessen, und sehen daher upside in der Währung – sowohl zum US$ als auch zum Eur.

Überraschenderweise konnte trotz guter Goldpreise das Segment der Goldminen-und –entwickler nur gering zum Ausgleich beitragen.  Der weltweit aufgelegte MVIS Junior Gold Mines Index, in dem die wesentlichen australischen Goldproduzenten vertreten sind, konnte sich dem allgemeinen Bärenmarkt nicht entziehen, und fiel im Berichtszeitraum um 32%! Goldminen sind stark unterbewertet, und eskomptieren Goldpreise von 1200-1250 US$/Unze. Einziger Grund kann hierfür die Befürchtung sein, dass weltweit Minen geschlossen werden. Das wird sicherlich auch in Australien in Einzelfällen geschehen – Bergbau ist jedoch in Australien zu einem unbedingt notwendigen Sektor erklärt worden, und ganz generell wird versucht, den Sektor so lange wie irgendwie möglich weitermachen zu lassen. Wir rechnen daher nur in Sonderfällen mit Schliessungen, und auch dann nur temporär. In einzelnen Ländern wie Südafrika, Chile oder Peru – zum Teil auch in Kanada – ist hier sehr viel härter agiert worden mit z.T. Komplett-Schliessungen.

Insgesamt hält sich aber die Corona-Ausbreitung in Australien in Grenzen. Am heutigen Tag, dem 3.4.2020, gibt es in Australien etwas mehr als 5000, festgestellte Corona-Infizierungen, die zudem sich nur über 11 Tage verdoppelt haben – also haben wir dort signifikant niedrigere Wachstumsraten wie in Europa , und vor allem den USA (Verdoppelung in 5 Tagen!).

Der australische Markt insgesamt, und basierend auf lokaler Währung, hat sich in etwa ähnlich wie der Durchschnitt der Weltbörsen verhalten, mit einem Rückgang um ca 25% (DAX etwas mehr, S&P etwas weniger).

Die in Australien getroffenen Maßnahmen zur Verhinderung der massenhaften Ausbreitung des Virus sind vergleichbar mit den hier in Deutschland getroffenen Vorkehrungen, wie Schulfrei, Versammlungsverbot, geschlossenen Restaurants etc etc. Wahrscheinlich profitiert Australien stark vom Einreisestopp, und wohl auch von seiner Insellage.

Weltweit sind die Preise für Rohstoffe – hier vor allem Mineralien, Metalle und Energie – stark unter Druck gekommen. Im Ölbereich haben wir zudem die allgemein bekannte Sondersituation des angebotsbedingten Preisverfalls in den letzten 4-5 Wochen. Hier nutzte der Fonds extreme Kurse zum Aufbau einer Position in Beach Energy. Über Strike Energy hate der Fonds bereits eine große Position im Energie-Bereich, wie auch über den Erzeuger regenerativer Energie, Genex Power. Wir geben hier jedoch zu Bedenken, dass auch viele Minen in großen Produzentenländern wie Chile nur stark eingeschränkt, oder gar nicht arbeiten dürfen.

Wie bei der gegenwärtig extrem volatilen Börse nicht anders zu erwarten, war der Fonds im Quartal sehr aktiv. Positionen in Liontown Resources und Mineral Resources (Lithium ist zur Zeit nicht gerade der Rohstoff der Stunde, wird aber natürlich eng weiterverfolgt), Mesoblast (Biotech, eine opportunistisch eingegangene Trading-Position wurde mit Gewinn verkauft), Opthea (Biotec, das viel uns schwer: einer der größten Gewinner in der Geschichte des Fonds), Zenith Energy (Takeoverangebot)  wurden abgegeben. Die Positionen in Middle Island (positiver cash flow in weiter Ferne), Origin (Bewertung wurde sehr ambitioniert), West African Resources (Aktie ist weiterhin extrem günstig, aber Riskmanagement begrenzt Positionen im Fonds grundsätzlich bei 5%) und Osino Resources (starker Anstieg der Aktie) wurden abgebaut.

Hingegen wurde eine Position in Catapult Group (Sport-Analytik, dort einer der weltweiten Marktführer) angeschafft. Die bestehenden Engagements in Fleetwood Corp (Betreiber von Mining-Camps, Bau von modularen Gebäuden), IVE Group (Druck und Marketing – Aktien waren stark unter Druck wegen Abhängigkeit vom Einzelhandel), Perenti Global (eines der größten Mining-Servives Unternehmen und zu Unrecht stark gefallen), sowie Scidev ( Entwicklung chemischer Prozesse zur Wassereinsparung, vor allem in Minen-und Öl-Unternehmen ) wurden ausgebaut.

Der beste Performer des Fonds war im Quartal das Unternehmen Marley Spoon – ursprünglich in Berlin gegründet und in Australien (dem stärksten Markt des Unternehmens) börsennotiert. Marley Spoon liefert ähnlich wie Hellofresh vorgepackte Essensrationen an private Haushalte. Sowieso an der Gewinnschwelle stehend, werden sich Umsatz-und EBITDA-Wachstum durch die Corona-Krise massiv erhöhen.

Insgesamt, erscheint Australien von der Corona-Krise – was das Ausmaß der Krise anbetrifft – recht glimpflich davonzukommen. Darauf deuten zumindest die gegenwärtigen Zahlen und die Entwicklung der letzten 1-2 Wochen hin. Die Minenindustrie wird von regulatorischer Seite stark unterstützt, und die australische Regierung sowie die Zentralbank haben recht frühzeitig und massiv gegengesteuert. Ohne Frage wird Australien im laufenden Quartal aber dennoch in eine tiefe  Rezession geraten. Jedoch meinen wir, dass weltweit – und eher kurzfristig vor allem in China – wieder mit einem massiven Anstieg der Nachfrage zu rechnen ist. Dies wird zeitlich versetzt geschehen – während China Monat auf Monat bereits kräftig anzieht, wird das in Europa und Australien wohl eher für den Monat Mai (dann im Vergleich zum schwachen April) und in den USA noch später einreten. Das Niveau des letzten Quartals 2019 wird aber vorrausichtlich erst wieder gegen Mitte 2021 erreicht werden.

Das anlagetechnische Umfeld wird aber ähnlich wie in den letzten 12 Monaten, und potentiell noch verstärkt auftreten. Die in dieser Höhe nie gesehenen Liquiditätsspritzen praktisch aller Zentralbanken, und die massiven Geldspritzen aller Regierungen dieser Welt, schaffen ein Umfeld von weiterhin niedrigen Zinsen, und unglaublichen Beträgen, die nach Anlage suchen. Wir gehen daher für das zweite Halbjahr 2020, wenn nicht früher, von einem extrem positiven Umfeld für Aktien allgemein, und Rohstoffe und Gold im besonderen aus.

Die Risiken für die Börsenentwicklung sehen wir vor allem von gesetzgebenden Impulsen (vorübergehende Abschaffung von Dividenden??), oder aber einer großen Vertrauenskrise, ausgehend von nicht mehr finanzierbaren Haushaltsdefiziten .

Wir halten viele Aktienengagements des Fonds mittelfristig für massiv unterbewertet und erwarten vom heutigen Niveau aus eine weit überdurchschnittliche Performance für die nächsten 12-18 Monate, wobei kurzfristig natürlich auch Risiken bestehen. Ohne eine ähnliche Performance zu prognostizieren, erinnern wir an die Jahre 2009 und 2010 nach der Finanzkrise!!

Wilhelm Schöder, Schröder Equities GmbH