NESTOR China - Quartalsbericht 4/2019

Der NESTOR China-Fonds legte in Q4 um +6,8 % zu, blieb jedoch hinter dem Referenzindex MSCI China zurück.

Marktentwicklung

Der Referenzindex MSCI China verzeichnete im vierten Quartal des Kalenderjahrs einen Anstieg um +12,4 % gemessen in Euro.

Im Asien-Pazifik-Raum insgesamt entfiel die Hälfte der Index-Performance auf den Dezember, da sich in dieser Zeit die Märkte für Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung – mit den Großfirmen in Hongkong und dem Technologiesektor an der Spitze – in Erwartung und späterer Bestätigung des „Phase 1“-Handelsabkommens erholten. Sowohl die Aktien für Unternehmen auf dem chinesischen Festland als auch die Aktien von Unternehmen in Hongkong waren zuvor durch Handelsbedenken und Wachstumssorgen in China bzw. durch die anhaltenden Demonstrationen in der Stadt stark unter Druck geraten.

Fondsentwicklung

Alibaba und Tencent machen ganze 30 % des MSCI China Index aus, wodurch sich dieser Index für einen OGAW-Fonds sehr schwer vergleichen lässt, zum einen, weil die regulatorischen Anforderungen eine solche Gewichtung nicht zulassen und damit eine dauerhafte Untergewichtung gegenüber dem Index schaffen, und zum anderen deshalb, weil dadurch die gesamte Performance von nur zwei Aktien dominiert werden würde.
Im vergangenen Quartal wurde die absolute Performance des Fonds durch positive Performance-Umschwünge bei den Technologiemarken im Portfolio positiv beeinflusst, wobei sich sechs Namen unter unseren zehn größten Gewinnern befanden. Der größte Negativposten war das Immobilienserviceunternehmen Hopefluent.

Was NESTOR China betrifft, so hat die Berichtssaison noch nicht begonnen, ein Überprüfen der Konsens-Prognosen für die von uns abgedeckten Märkte ist jedoch trotzdem bereits lohnenswert. Die starke Performance im Jahr 2019 ist auf mehrere Expansionsschübe zurückzuführen. Während das Ertragswachstum im Verlauf des Jahres 2019 nahezu unverändert blieb, erwarten Analysten eine starke Erholung des Ertragswachstums in China in einer Größenordnung von 15–20 %.

Ausblick und Strategie

Es ist wichtig, das „Phase 1“-Handelsabkommen mehr als Verhandlungspause zu betrachten anstatt als Beilegung des Konflikts zwischen den USA und China, der noch Jahrzehnte lang ein Streitthema sein wird. Rund 380 Milliarden Dollar an Gütern sind weiterhin mit Zöllen belegt, und laut Oxford Economics beträgt der durchschnittliche Zollsatz auf chinesische Importe immer noch 19 % – mehr als das Sechsfache der Rate von 3 % vor Beginn des Handelskrieges. Der Technologiesektor und Rechte an geistigem Eigentum werden sich wahrscheinlich als nächstes im Fadenkreuz befinden, da China die Dominanz der USA zunehmend durch das Übernehmen der Führungsrolle bei neuen Technologien wie etwa Künstlicher Intelligenz anfechten will.

Nichtsdestotrotz sollte dieses Phase-1-Abkommen in Kombination mit der Wahlkampfphase der US-Präsidentschaftswahlen (durch die auch Agrargüter in das Abkommen mit einbezogen wurden) den Märkten die Möglichkeit geben, sich nun auf Chinas Fundamentaldaten und Marktzyklen zu konzentrieren.

Die Hauptsorgen sind wohlbekannt: Das Niveau von Chinas Gesamtverschuldung gegenüber dem BIP ist auf mehr als 300 % gestiegen, und der Schuldenanstieg erfolgte in einem relativ kurzen Zeitraum, was historisch mit Misswirtschaft und der Anhäufung von massiven Forderungsausfällen im Finanzsystem verbunden ist. Sowohl Japan als auch Korea erlebten in den 1980er und 1960er Jahren einen ähnlichen investitionsgesteuerten Boom, der eine komplette Transformation ihrer Volkswirtschaften auslöste. Allerdings hat China heute eine wesentlich ältere Bevölkerung (die Arbeiterschaft schrumpft) und zum Transformationszeitpunkt ein wesentlich höheres Verschuldungsniveau als die anderen ostasiatischen Länder.

Die chinesische Regierungspartei ist sich dieser Entwicklungen sehr wohl bewusst und versucht zum einen, neue wirtschaftliche Anreize zu schaffen, und zum anderen, rigorosere Auflagen für die Kreditvergabe durchzusetzen. Dies beinhaltete auch, bestimmte Sektoren dazu zu zwingen, Verluste aufzufangen, das Kreditwachstum zu reduzieren und Ausfälle in Kauf zu nehmen – nur um dann einen gegensätzlichen Kurs einzuschlagen. Es scheint, dass die steigende Zahl der Unternehmensausfälle im Jahr 2019, die sich auf rund 19 Milliarden USD (einschließlich Anleiheausfällen in Höhe von 3 Milliarden USD) beläuft, die Regierung dazu veranlasst hat, ihre Haltung erneut zu lockern. Die Gesamtfinanzierungszahl (ein Maßstab für die Kreditschöpfung) lag im Dezember um 27 % über den Schätzungen und betrug 2,1 Billionen Yuan.

Die Kontrolle dieser extrem volatilen Inlandsliquidität ist nicht nur für Investitionen in China wichtig, sondern auch für alle asiatischen und globalen Investitionsstrategien.

Das Frustrierende beim Investieren in chinesische Aktien ist die Tatsache, dass die Fundamentaldaten viel weniger wichtig sind und dass insbesondere bei der Entwicklung der Aktien von Unternehmen auf dem chinesischen Festland eher die Politik als Erträge die Hauptrolle spielen. Wir folgen derzeit aufmerksam den politischen Signalen für den alternativen Kreditvergabesektor, wo mehrere Kreditgeber aus der Finanztechnikbranche eine erhebliche Verschuldung vom bis zum Zehnfachen ihres Bilanzwerts aufweisen und ein offensichtliches Ziel für staatliche Interventionen sind – allerdings gibt es natürlich auch diejenigen, die davon profitieren, d.h. Kreditgeber, die sich auf staatliche Maßnahmen zur Reduzierung der Konsumentenverschuldung eingestellt haben.

Die weltweite Einführung des 5G-Telekommunikationsstandards ist ein weiteres wichtiges Themengebiet, und Investitionen wie Sunny Optical waren diesbezüglich die ersten Positionen im Portfolio. Anleger in diesen Langzeittrend hatten es schwer, da die technologische Versorgungskette von den Diskussionen über den Handelskrieg unverhältnismäßig stark betroffen war. Doch darin liegt auch der Sinn von Langzeittrend-Investitionen – das Identifizieren von Wachstumssegmenten, die sich nicht ganz innerhalb des allgemeinen Wirtschaftskreislaufs und der generellen Konjunkturzyklen entwickeln.