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NESTOR Europa - Quartalsbericht 2/2023

Nordics im Währungssturm – Griechenland in Feierlaune

Mit einem Wertzuwachs von +0,88% (V-Anteilsklasse) verbuchte der NESTOR Europa Fonds ein enttäuschendes erstes Halbjahr. Damit wurden die erfreulichen Gewinne des Januars nahezu wieder abgegeben. Insbesondere die sehr schwachen nordischen Währungen machten sich dabei überdurchschnittlich bemerkbar.

Währungssturm im hohen Norden
In den letzten Jahren brachten die nordischen Länder den Investoren hohe und stetige Gewinne. Doch mit der Zinswende wurden im hohen Norden Befürchtungen hinsichtlich eines besonders scharfen Einbruchs am Immobilienmarkt laut. Da die skandinavischen Länder erhebliche Preissteigerungen in diesem Sektor hatten, sind diese Sorgen auch nicht ganz unberechtigt. Insofern stellt sich hier die Frage eines „Soft-Landings“, die zudem die gesamte Weltkonjunktur betrifft. Die Aussagen der großen Zentralbanken, die eher in Richtung weiterer Zinsanhebungen geht, machen eine solche weiche Landung derzeit nicht gerade einfacher. Somit muss zunächst erst einmal die Suppe ausgelöffelt werden, die man sich durch das jahrelange Gelddrucken eingebrockt hat. Positiv ist anzumerken, dass wir keine Engagements im nordischen Immobiliensektor haben. Zudem profitieren exportorientierte Unternehmen sogar von einer schwachen Heimatwährung, nämlich durch zukünftig höhere Einnahmen in fremder Währung.  Wir halten die Rückgänge in vielen Sektoren daher für übertrieben.

Heizungsgesetz rechtswidrig – Baukonjunktur schwach
Dass wir mit den Positionen H+H International (Porenbeton) und Sto (Wärmedämmverbund-Systeme) durchaus von dem fragwürdigen Heizungsgesetz profitieren würden, macht das Gesetz im Kern nicht besser. Verhältnismäßigkeit von Gesetzen verlangt, dass jede Maßnahme, die in Grundrechte eingreift, einen legitimen öffentlichen Zweck verfolgt und in Bezug auf den verfolgten Zweck geeignet, erforderlich und verhältnismäßig ist. Eine Maßnahme, die diesen Anforderungen nicht entspricht, ist dagegen rechtswidrig. Vorbild für andere Länder zu sein, in der vagen Hoffnung diese würden dem Beispiel folgen, kann dagegen Maßnahmen, die massiv in die Eigentumsrechte des Bürgers eingreifen, nicht begründen.

Dass wir trotzdem langfristig an den beiden Bauzulieferern festhalten, liegt am enormen Bedarf an Wohnraum, der sowohl den Renovierungs- als auch den Neubau betrifft. Insofern rechnen wir mit einer sehr kräftigen Erholung der derzeit desolaten Baukonjunktur, sobald die Zinsen am langen Ende wieder deutlich sinken. Märkte nehmen eine solche Entwicklung erfahrungsgemäß vorweg, trotzdem ist in diesem Sektor Geduld gefragt.

Swedencare mit Übernahmeangebot - Jumbo im Haussemodus
Nachdem unser Erstengagement bei Swedencare (Tiernahrung) zunächst in die falsche Richtung lief, kaufte der deutsche Großaktionär Symrise im Zuge der Kursschwäche weiter zu und musste durch das Erreichen der 30%-Grenze inzwischen sogar ein Pflichtangebot zu 37,50 SEK abgeben, welches naturgemäß wenig attraktiv ausgestaltet wurde. Wir werten die Insiderkäufe als positiv und bleiben engagiert. Das gilt auch für unseren einzigen griechischen Titel Jumbo (Discount Retail), der nach überragenden Zahlen in den Haussemodus überging. Hier machte sich die jahrelange Geduld bezahlt, welche zwischenzeitlich durch üppige Dividendenzahlungen versüßt wurde. Ohnehin scheint Griechenland derzeit eine Sonderkonjunktur zu durchlaufen.

Ebenso gute Nachrichten produziert weiterhin der schwedische Konsum- und Sportartikelkonzern New Wave Group. So erwarb man jüngst 100% an dem ebenfalls schwedischen Outdoor-Unternehmen Tenson AB und setzt damit die Tradition fort, Marken in das eigene Netzwerk zu integrieren. Zudem wird die Golf-Marke Cutter & Buck Titelsponsor der Nordic Professional Tour der Herren. Und auch in der deutschen Fußball-Bundesliga wird man zukünftig (bis 2024/25), mit der Marke CRAFT auf dem Trikot von Darmstadt 98 vertreten sein.

Ausblick
Dass die Wirtschaft aufgrund der sehr kräftigen Zinsanhebungen in eine Rezession rutschen wird, dürfte niemanden mehr überraschen. Doch in der Rezession liegen die Kursgewinne der Zukunft verborgen, auch wenn die Geduld der Investoren dabei heftig strapaziert wird. Das Ausloten einer Bodenbildung ist insbesondere im Bereich der Small und Mid Caps anspruchsvoll, wird aber i.d.R. durch kräftige Kursgewinne in den Folgejahren belohnt.

Dirk Stöwer, Kontor Stöwer Asset Management GmbH