–

NESTOR Europa - Quartalsbericht 3/2022

Märkte preisen Rezession ein

Bau und Einzelhandel leiden unter gestiegenen Zinsen und hoher Inflation

Mit einem Rückgang von -34,97% (V-Anteilsklasse) entwickelte sich der NESTOR Europa Fonds in den ersten drei Quartalen ähnlich schwach wie S-DAX (-36,21%) und M-DAX (-36,31%), während der Vergleichsindex MSCI Europe -17,08% abgab. Insbesondere Bau und Einzelhandel litten dabei unter den gestiegenen Zinsen und den hohen Preissteigerungsraten.

Inflation politisch induziert?
Im Vorfeld einer Rezession scheint oft strahlend blauer Himmel an den Märkten. Die Unternehmen haben volle Auftragsbücher, schreiben Rekordgewinne und expandieren. Doch plötzlich steigen die Preise der Zulieferteile und die der Rohstoffe. Zudem fehlt es an Fachpersonal, es kommt zu Verzögerungen in der Produktion. Diese Phänomene sind nicht neu, sondern stehen in jedem Lehrbuch. Allerdings erscheinen viele der derzeitigen Engpässe etwas seltsam und augenscheinlich unnatürlich. Dies gilt insbesondere für die abstruse Null-Covid-Toleranz in China, da es eigentlich Allgemeinwissen ist, dass man saisonale Erkältungsviren nicht ausrotten kann. Mithin wirken die dadurch erzeugten Spannungen äußerst negativ auf die internationalen Logistikströme und somit im starken Maße inflationär. In die gleiche Richtung wirken die Folgen des Krieges des ehemaligen kommunistischen Großreiches Russland gegen die Ukraine. Beide Funken entfachten die seit Jahren gelegte Gefahr der Inflation, für die jedoch auch die großen westlichen Notenbanken die Verantwortung tragen. „Nous sommes en guerre“, sagte der französische Präsident Macron zu Beginn der Covid-Maßnahmen. Doch wer kämpft hier eigentlich gegen wen? Denn der große Verlierer ist wie immer die Weltbevölkerung, welche durch das Wirken von „Maßnahmen“ und „Sanktionen“ sukzessive enteignet wird. Aber auch dem Mittelstand wird so die Lebensgrundlage entzogen. Ganz besonders gilt dies in Deutschland durch die zerstörerische Energiepolitik, die in weiten Teilen fast schon wie Sabotage wirkt.
 
Deutschland sägt am eigenen Ast – Skandinavien sorgt vor
Dass man Volkswirtschaften auch weise und vorausschauend entwickeln kann, zeigen die nordischen Länder durch den sehr hohen Anteil an erneuerbaren Energien. So stammt in Norwegen ca. 92% der Energie aus Wasserkraft und in Dänemark ca. 50% der Energie aus Windkraft. Schweden bezieht dagegen ca. 46% aus Wasserkraft und ca. 17% aus Windenergie. Die Zahlen verdeutlichen, dass man sich in diesen Ländern offenbar rechtzeitig Gedanken um die Zukunft gemacht hat. Deutschland wurde in der Merkel-Ära leider auf Verschleiß gefahren, was man am desaströsen Erscheinungsbild der Deutschen Bundesbahn gut erkennen kann. Insofern werden wir weiterhin verstärkt Ausschau im hohen Norden halten. Da auch in diesen Ländern heftige Kursrückgänge zu verzeichnen waren und auch die Währungen spürbar nachgaben, sehen wir hier viele großartige Möglichkeiten für unser Portfolio.

Hoffnungsschimmer am Horizont?
Bislang sieht das Umfeld für Aktien noch reichlich bescheiden aus. Die hohe Inflation nötigt die Zentralbanken zu überfälligen Zinsanhebungen und „falkenhaften“ Aussagen. Allerdings haben die Bondmärkte bereits heftig reagiert und zu einem wahren Rentencrash geführt. Im Gleichklang haben sich die Aussichten für viele Branchen abgekühlt. Somit sollten sich zahlreiche Belastungsfaktoren, wie z.B. die Lieferengpässe, merklich abschwächen. 2023 wird zudem die Inflationsrate durch den sog. Basiseffekt entlastet. Da sich insbesondere die Gaspreise und auch die wichtigen Containerfrachtraten bereits kräftig zurückentwickelt haben, könnten von dieser Seite im ersten Quartal positive Nachrichten kommen.

Ausblick
Das Umfeld für Aktienanlagen dürfte weiter holperig bleiben. Allerdings haben wir in einem solchen Umfeld bereits mehrfach die Saat für eine erhebliche Outperformance in der Zukunft gelegt. Die von uns bevorzugten wettbewerbsstarken Value-Builder sind äußerst flexibel und stellen sich schnell auf neue Situationen ein. Zudem bieten sich Chancen für Übernahmen und Marktanteilsgewinne, für die den schwächeren Wettbewerbern die Kapitalstärke fehlt. Auch kluge Investoren sollten langfristig denken und Stressphasen für Zukäufe nutzen.

Dirk Stöwer, Kontor Stöwer Asset Management GmbH